Tierlieder – www.kindermusik.de
– Eine CD-Besprechung von Paulus Müller –
Tiere gehen immer. Das wissen alle Eltern, deren Kinder das Kindergartenalter erreicht haben. Bei uns zuhause zum Beispiel schleichen seit ungefähr zwei Jahren immer wieder mal plötzlich irgendwelche Tiere durch die Wohnung: Dalmatiner-Welpen, Nashörner, Kälber, Baby-Einhörner und natürlich Katzen.
In letzter Zeit sind aber noch ein paar Tiere dazu gekommen – der Schakal, eine Fledermaus und ein Faultier zum Beispiel. Seitdem nämlich die CD „Tierlieder“ von Kindermusik.de bei uns im Kinderzimmer läuft. Und die CD läuft oft.
Musik in einer unglaublichen Bandbreite
41 Lieder für Kinder von 41 Interpreten. Das ist Musik in einer unglaublichen Bandbreite. Auf dieser CD wird hörbar, wie groß und vielfältig die Kindermusik-Szene in Deutschland ist. Da sind wirklich alle Varianten aktueller Kindermusik vertreten, die es so gibt: von Rock über Rap, Pop, Jazziges und natürlich auch das ganz klassische gute Kinderlied.
Hier werden Kinder aller Altersstufen angesprochen und die Eltern gleich mit. Da gibt es Musik zum Mittanzen, zum Mitsingen, zum Mitmachen, aber genauso Lieder, die einfach zum Zuhören anregen, Lieder mit zauberhaften Geschichten.
Eine CD, die vor Ideen und Witz sprudelt
Eine CD, die vor Ideen und Witz nur so sprudelt. Wir hängen gemütlich mit einem Faultier ab (Suli Puschban), begegnen einem Schakal mit Mundgeruch (Ferri), treten in Hundekacke (Andi und die Affenbande), hören von Schmeißfliegen (Hexe Knickebein) und haben einen Flo im Ohr (Mai Cocopelli) – und das ist nur eine kleine Auswahl.
41 Lieder – das ist viel Stoff, fast ein bisschen sehr viel. Aber damit sind wir schon beim einzigen echten Kritikpunkt an der CD: Die Auswahl ist so groß, dass die Kinder auch nach Wochen noch nicht alles gehört haben. Wir alle wissen, Kinder hören gerne immer wieder das, was ihnen gefällt.
Einige Perlen bleiben unentdeckt
Das ist schade, denn einige Perlen bleiben so unentdeckt, die unbedingt gehört gehören: „Streit um den See“ von Toni Geiling zum Beispiel – eine wunderschön erzählte und instrumentierte Geschichte. Das herrlich alberne der „Kuckuck und der Hai“ von RatzFatz aus Tirol, lässt einen auch nach dem X-ten Mal hören kopfschüttelnd schmunzeln und „Die Kaulquappe“ von „die Maulwürfe feat. Birte Reuver“ ist ein herausragendes A-cappella-Stück.
Sowieso: Allein für „Die Maulwürfe“ lohnt sich die CD schon. Hier haben sich fünf erfahrene Kinderliedermacher und Kinderliedermacherinnen aus ganz Deutschland zu einer A-cappella-Truppe zusammengefunden und der CD fünf Lieder beigesteuert, die es so auch nur hier zu hören gibt. (Was sich dringend ändern muss, da will man mehr von.)
Sehr hohes Niveau und wahnsinnig viel zu entdecken
Die CD Tierlieder zu hören, ist ein bisschen wie gutes Kinderradio hören: völlig verschiedene Musik, von verschiedensten Künstlern – aber alles auf sehr hohem Niveau und wahnsinnig viel zu entdecken. Sogar für jemanden, der sich beruflich viel mit Kindermusik beschäftigt.
Die Lieblingslieder der Testkinder, Ida (4) und Ella (fünf vor 6), wechseln alle paar Tage. Sie finden nämlich „eigentlich alles“ gut und kennen auch vieles schon. Besonders gut aber finden sie gerade: „Fli-Fla-Fledermaus“ von Randale aus Bielefeld, „Ja, wir sind die Ameisen“ von Unmada und „Osterhase und Nikolaus“ von Donikkl. „Und dann die Sachen, die wir ja sowieso immer hören.“: also bewehrt gute Musik von Markus Rohde, Suli Puschban, Mai Cocopelli, Pelemele, Radau, Roger aus Kambodscha & Tom Palme und einigen mehr …
Echte Instumente werden durch Plastiksounds ersetzt
Natürlich gibt es auf einer CD mit 41 Liedern auch Stücke, die einem nicht gefallen. Bei so einer Menge ja auch kein Wunder. Mir geht das bei den ein, zwei Stücken so, die nicht handgemacht klingen, wo echte Instrumente durch Plastiksounds aus dem Computer ersetzt werden. Nichts gegen Elektrosounds in der Kindermusik, da gibt es viele gute Beispiele, aber Kindermusik, die klingt wie ein Alleinunterhalter im Möbelhaus, sticht auf dieser CD einfach negativ heraus. Das ist schade.
Denn ansonsten zeigt die CD eine musikalische Qualität, die viele überraschen wird, die sich noch nicht mit Kindermusik aus Deutschland befasst haben: Fette Produktionen, aufwendige Instrumentierungen sind da zu hören, alles andere als nullachtfuffzehn. Ja, gute Kindermusik gibt es. Mehr, als ihr denkt!
Perfekter Einstieg in die Welt der deutschsprachigen Kindermusik
„Tierlieder“ ist also die perfekte CD, um einen Einstieg in die Welt der deutschsprachigen Kindermusik zu finden, verschiedene Stile, Bands und Interpreten kennenzulernen und dann mit Alben der verschiedenen Künstler zu vertiefen.
„Tierlieder“ wirkt übrigens auch in den Alltag nach. Wann immer wir jetzt an einem Hundehaufen auf der Straße vorbeilaufen, ruft irgendjemand „Au Backe!“ und die ganze Familie antwortet im Chor „Hundekacke“ (Dank an Andi und seine Affenbande).