Von Ironie und Nostalgie – Ein Gespräch mit „Deine Freunde“ (Teil 1)
Am 23. und 25. September 2016 erschien im Kinderlieder-Magazin ein Gespräch, das Lieselotte Quetschkommode, Geraldino und Matthias Meyer-Göllner aus Anlass des Tages des Kinderliedes in Kiel geführt hatten. Darin wurde unter anderem auch über den Erfolg von „Deine Freunde“ spekuliert. Die Hiphopper für Kinder lasen dies und fühlten sich nicht immer richtig beurteilt und beschrieben.
Grund genug für Danny Engel und Lukas Nimscheck von „Deine Freunde“, sich mit Matthias Meyer-Göllner zum Gespräch zu treffen. Im Foyer des Schmidt-Theaters in Hamburg ging es dann nicht nur um „Deine Freunde“, sondern auch um die Ironie- und Nostalgiefähigkeit von Kindern, die Eintrittspreisgestaltung bei Kinderkonzerten und die Frage, wie lange man eigentlich Kindermusik machen kann. Und weil es ein langes Gespräch war, haben wir drei Teile daraus gemacht. Teil eins könnt ihr hier nachlesen. Teil zwei und drei folgen in den nächsten Wochen.
Im Interview wird viel über Kinderlieder gesprochen: Einen kleinen Teil davon findet ihr auf der YouTube-Playlist zum Artikel.
– Ein Gespräch mit Lukas Nimscheck, Danny Engel und Matthias Meyer-Göllner –
Danny: Man muss das, was „Deine Freunde“ machen, ja gar nicht mögen. Es soll gerne kontrovers dastehen. Wenn jemand etwas dagegen hat, soll er aber wissen, was dahintersteht: Sechs Leute, die das seit fünf Jahren zusammen machen. Wir haben zwar eine Plattenfirma, aber die gibt uns eher ein Gerüst. Kontakte mit Medien und Redakteuren haben wir alle selbst hergestellt.
„Wir haben extrem hart dafür gearbeitet“
Wir haben zweieinhalb Jahre vor 10 bis 100 Zuschauern gespielt. An jeder Gießkanne, wie alle anderen auch. Dass es jetzt so groß wird, freut uns tierisch, aber wir haben extrem hart dafür gearbeitet. Da steckt kein großes Geld dahinter. Alles, was wir machen, bezahlen wir aus eigener Tasche. Da ist niemand, der sagt: Es müssen innerhalb von einem Jahr eine Million CDs verkauft werden. Da sind wir weit davon entfernt.
Matthias: Es freut mich, dass ihr so einen Erfolg habt. Für die ganze Kinderliedszene ist das gut. Die Vorstellung, dass da mehr hinter euch steht – z.B. eine große Agentur oder „die Musikindustrie“ -, liegt auch daran, wie das bisher öffentlich angekommen ist. Es gab einen „Zeit-online“-Artikel, in dem viel andere Kinderbands abgewatscht wurden und übrig blieb: Nur „Deine Freunde“ sind wirklich gut. Darauf gibt es natürlich Reaktionen.
Lukas: Ja, das ist tatsächlich passiert, das haben wir auch gemerkt. Die Presse stürzt sich auf ein Thema, das gar nicht soviel mit unserer Musik zu tun hat, sondern zum Beispiel mit einem Konflikt wie: Jahrelang gab es nur schreckliche Kindermusik, jetzt sind wir endlich erlöst und es gibt andere Musik. Sowas hoffen Reporter auch von uns zu hören, wenn sie uns nach anderer Kindermusik fragen. Ich persönlich bin Mega-Reinhard-Lakomy-Fan. Ich bin im Osten aufgewachsen und habe als Kind den „Traumzauberbaum“ verschlungen. Es geht nicht darum, dass wir alles scheiße finden, sondern darum, dass zum Beispiel Flo (Florian Sump), der ja Kindergärtner ist, sagt: Es sind immer die gleichen CDs, die in meiner KiTa rumliegen.
„Eigentlich sind wir ein Zufallsprodukt“
Wir haben nicht in die Branche geguckt und gesagt: Die gibt es alle, die sind scheiße, jetzt lasst uns etwas anderes machen. Wir dachten eher, es gibt gar nicht soviel. Eigentlich sind wir ein Zufallsprodukt. Wir haben uns einmal getroffen in einer „Wir machen jetzt mal was ganz anderes“-Laune, ohne den Anspruch, etwas revolutionieren zu wollen. So ist „Schokolade“ entstanden. Dazu haben wir ein Video gemacht und gemerkt: Das macht Spaß, du musst nicht so sehr auf Coolness achten und du hast die Möglichkeit, ein Publikum zu erreichen, das dir ganz, ganz viel Liebe zurück gibt. Wir haben dann schnell – eher witzig – ein paar Auftritte gemacht. Dass das so gewachsen ist, ist die Arbeit der letzten fünf, fast sechs Jahre.
Matthias: Da habt ihr dann auch ganz schön was geleistet.
Lukas: Und deshalb wirkt es so, als wären wir ein riesiges Produkt. Wir hatten zum einen Glück und zum anderen einen Freundeskreis, der zufällig megaprofessionell im Musikbusiness arbeitet. Danny war vorher bei „Wir sind Helden“. Der kennt das Business. Wir hatten am Anfang einen Manager, mit dem es nicht funktioniert hat. Pauli (Markus Pauli), unser DJ, ist auch noch bei „Fettes Brot“. Ich habe das mal angefangen zu studieren und Flo hat eine Bandvergangenheit. Es haben also viele professionelle Faktoren zusammengepasst. Aber es war nicht so, dass uns irgendjemand gesagt hätte: „Hier habt ihr 100.000 Euro, macht damit, was ihr wollt!“
„Wir erwarten auch keine riesigen Werbemaßnamen“
Wir haben unsere ersten drei Songs zu Rolf (Rolf Zuckowski) geschickt und der hat uns relativ schnell mit Universal zusammen gebracht. Mit denen haben wir einen Bandübernahmevertrag geschlossen. Was bedeutet: Wir geben denen die Platte, die stellen sie in den Laden, dürfen aber nicht mitreden. Wir erwarten auch keine riesigen Werbemaßnahmen. Wir arbeiten gut zusammen, die verstehen uns auch, aber es ist nicht sowas gewesen wie: Wir machen euch jetzt ganz groß und nächstes Jahr sind wir Tabaluga.
Matthias: Es gab im Laufe der Jahre ja immer wieder Versuche von Bands, in solche Bereiche vorzudringen. Hat aber nie so richtig funktioniert. Deswegen ist es toll, dass euch das gelungen ist. Für das Kinderlied. Dieses ganze Ding „Kinderlied“ liegt mir sehr am Herzen. Es rangiert in der Kulturhierarchie ganz unten, noch unter Schlager und Volksmusik. Da finde ich jede Regung gut, die dem Ganzen eine größere Öffentlichkeit bringt.
Lukas: Das kommt immer auf die Sozialisierung an. In meiner Familie hatte das Kinderlied überhaupt keine niedrige Stellung. Meine Kassetten waren künstlerisch ganz weit oben. Sprecher, Schauspieler, Mix – das waren total geile Sachen. „Traumzauberbaum“ war einfach gut gemachte Musik, das wusste ich als Kind und das weiß ich auch immer noch.
„Unsere Lieder sind mit der Zeit immer ein bisschen ‚älter’ geworden“
Was ich Leuten vorwerfe, die Kinderunterhaltung machen, ist, dass sie nicht lange drüber nachdenken, was sie da rausbringen. Guck dir doch mal ein paar Sendungen an, die im KiKa laufen. Wir haben auch mal solche Sendungen mitgemacht, das möchten wir jetzt nicht mehr. Es gibt ein paar Interpreten, die dafür gesorgt haben, dass das mit schlechtem Schlager gleichgesetzt wird. Das muss man mal so sagen.
Danny: Und leider verändert es sich nicht. Man muss ja auch unterscheiden: Wen spricht man jetzt an? Ihr habt ja ganz viele Leute, die sprechen sehr kleine Kinder an. Da heben wir uns grundsätzlich ab. Wir sprechen nicht mehr die ganz Kleinen an. Bei uns geht es ab 5-6 los.
Lukas: Was aber auch passiert ist. Wir dachten am Anfang: Kindergarten. Es war dann relativ schnell klar, dass unsere Texte ein bisschen zu kompliziert für Kindergarten sind. Und dass wir die ganz Kleinen auch eher nicht wollten. Klingt vielleicht ein bisschen blöd, aber wir wollten dann eher Grundschule, weil die dann auch teilweise schon ironiefähig sind. Unsere Lieder sind mit der Zeit immer ein bisschen „älter“ geworden.
Matthias: Wer textet eigentlich?
Lukas: Hauptsächlich Flo. Wir machen das eigentlich in Dreierunion. Aber Flo hat meistens die Songideen, er textet Strophen, ich mache meistens den Refrain und komponiere die Musik und Pauli arrangiert und mischt sie. Das ist dann halt passiert, dass es Grundschüler geworden sind.
Matthias: Da sind schon viele Versuche gestartet worden, in diese Altersgruppe reinzukommen, denn das ist die, die uns eigentlich verloren geht.
„Die Altersgrenze für Coolness sinkt“
Lukas: Die dann schon zu cool sind.
Matthias: Und das Gefühl ist: Die Altersgrenze für Coolness sinkt.
Danny: Das werfe ich zum Beispiel den Sendern vor. Wir mussten gegen Mühlen kämpfen zum Beispiel beim Tanzalarm.
Lukas: (stöhnt)
Danny: Es gibt da seit langer Zeit Strukturen, an denen wird nicht gerüttelt. Man hat sich auf eine Zielgruppe festgelegt, die wird bedient. Und alles andere, was irgendwie ausbricht, wird klein gebacken. Kann man das sagen?
Lukas: Na klar.
Danny: Du, Lukas, hast in diesen Redaktionssitzungen gesessen, zum Beispiel beim Tigerentenclub, wo es darum ging, modernere Themen in die Sendung zu bekommen, was nicht funktioniert hat, weil es nicht gewünscht ist.
„Es hat ewig gedauert, bevor wir in unserem Genre ernst genommen wurden“
Lukas: Wir saßen am Anfang zwischen den Stühlen. Uns wollte eigentlich keiner. Die Kindermusikszene hat gesagt: „Das ist zu progressiv, was soll das, das verstehen die kleinen Kinder nicht!“ Es gab da schon Vorbehalte auf Kinderfesten. Die Erwachsenenveranstalter, mit denen wir inzwischen zusammenarbeiten, haben gefragt: Was soll das? Ist das ironische Musik für Erwachsene? Die lustig sein soll? Und dann dürfen die ihre Kinder mitbringen? Es hat ewig gedauert, bevor wir in unserem Genre ernst genommen wurden. Das war viel Kommunikationsarbeit.
Danny: Unsere Kommunikationsarbeit war: Live spielen! Wir haben hundert Konzerte im Jahr gespielt. Damit haben wir die meisten Leute an uns gebunden.
„Wir verkaufen teilweise mehr Erwachsenen- als Kindertickets“
Lukas: Und jetzt hat es sich so entwickelt, dass die Grundschule zwar immer noch ein Thema ist, aber es wird immer mehr zur Familienunterhaltung. Es ist also das passiert, was auch bei Pixar passiert ist: Am Anfang haben Erwachsene gesagt: „Was soll denn so ein Animationsfilm? Früher, als es noch gezeichnet war, war es doch viel schöner!“ Dann haben sie gemerkt, dass die Filme ein gutes Timing haben und dass es Gags gibt, die auch Erwachsene verstehen. Jetzt gehen Väter begeisterter als ihre Kinder mit ihnen in einen Pixarfilm. Und wir merken gerade: Wir verkaufen teilweise mehr Erwachsenentickets als Kindertickets.
Danny: Was aber so gar nicht beabsichtigt war. Die Musik, die da entsteht, entsteht einfach. Ob das nächste Album vielleicht wieder jüngere Kinder anspricht, wissen wir nicht. Das kann alles passieren. Es setzt sich aber keiner hin und sagt: Wir müssen jetzt ein Album machen, das muss die und die Kinder ansprechen. Es ist einfach Musik, die entsteht.
Matthias: Trotzdem gibt es schon etwas, das man nicht machen würde. Das eint uns alle. Es gibt Tabus.
„Wir haben nie so getan, als wären wir Kinder“
Lukas: Stimmt. Wir machen nichts, was uns moralisch für Kinderohren falsch erscheint. Sex, Drogen, Alkohol – was richtiger Hiphop macht – das ist alles raus. Aber wir verstellen uns nicht. Ich habe nie verstanden, warum viele Erwachsene, die Kindertheater oder Kindermusik machen, denken, sie müssten sprechen wie Kinder.
Matthias: Das ist natürlich nicht authentisch. Trotzdem gibt es eine Grenze.
Lukas: Aber die Grenze ist bei uns wahrscheinlich noch niedriger. Die Kinder fragen uns nach den Konzerten auch, ob wir Bier trinken. Und dann sagen wir nicht nein, sondern wir sagen ja, weil wir schon erwachsen sind. Das verstehen die, weil ihre Eltern das ja auch kommunizieren. Deswegen haben wir nie so getan, als wären wir Kinder. Wir haben uns nie angebiedert oder mit den Kindern gegen die Eltern verbündet.
Klar gibt es ein bisschen rebellische Songs, aber unsere Fans nehmen schon wahr, dass wir Erwachsene sind, die das für sie machen. Sie merken, dass ihre Eltern das auch cool finden, aber auch manchmal sauer sind, wenn die Kinder die Songs zu Hause singen, zum Beispiel als Abwehr gegen Aufräumen oder so.
„Die Kinder fühlen sich nicht verarscht“
Das Vertrauensverhältnis ist ganz gut, weil die Kinder sich nicht verarscht fühlen. Dadurch, dass wir uns nicht verkleiden und uns nicht dauernd irgendwelche tollpatschigen Sachen auf der Bühne passieren. Das sind Dinge, die das moderne Kind, was heute den ganzen Tag am Laptop sitzt und ganz schnell geschnittene Filme und Videos sieht, nicht mehr witzig findet. Leider beobachten wir das immer noch, auch wenn wir uns Kollegen angucken.
Matthias: Das, was man „Kindertümelei“ nennen würde. Das hat mich schon vor dreißig Jahren gestört.
Danny: Aber das machen viele, die Kindermusik machen.
Matthias: Naja, es ist immer ein bestimmtes Bild, das man da vor Augen habt. Ihr habt auf der letzten CD auch so eine Kinderliedermacherparodie …
„Das hat eine totale Magie, wenn jemand mit einer Gitarre dasteht“
Lukas: … vor „Schweinehund“ ja … Das ist natürlich ein Spiel mit einem Klischee. Das ist ein bewusstes Spiel und ich kann verstehen, wenn sich jemand darüber ärgert. Es kann auch tolle Momente haben, wenn ein Kinderliedermacher mit der Gitarre dasteht. Na klar. Das klassische Bild, auf das wir anspielen, ist jemand, der in Babysprache redet und der mit der Gitarre da steht.
Matthias: Dieses Bild bekämpfe ich auch, das tun wir alle und über sowas wird viel diskutiert. Aber es kann auch etwas berührendes haben, wenn jemand nur mit der Gitarre Kinder und Erwachsene betören kann.
Lukas: Natürlich. Rolf ist ja das beste Beispiel. Als er angefangen hat, das zu machen, ist er auch progressiv gewesen. Er hat ein Kinderlied auf damaliger Augenhöhe gemacht, was es nicht so oft gab vorher. Damit ist er ja sehr erfolgreich geworden. Das hat eine totale Magie, wenn jemand mit einer Gitarre dasteht. Wir haben auch einen Moment in der aktuellen Show, wo ich nur Klavier spiele und dazu singe. Und dann singen die Kinder den Refrain mit. Wir wissen um die Magie solcher Momente und finden das auch nicht langweilig. Unser Markenzeichen ist aber: Es ist laut, es ist bassig und es ist hiphoppig. Bei dem von dir angesprochenen Beispiel gilt: Der Gag ist wichtiger, als die Gefühle anderer. (Lacht)
„Ich glaube, man traut Kindern zu wenig zu“
Matthias: Es geht ja gegen niemanden persönlich. Und diese Auseinandersetzung sollten wir gerne führen. Man muss auch mal dahin kommen, sagen zu können: Das finde ich scheiße, da hast du zu sehr auf Kindertümelei gemacht.
Danny: Ich glaube, man traut Kindern zu wenig zu. Kinder wissen, ab wann man sie und sich ernst nimmt. Und eine Frau, die im Springbrunnen steht in einem Clownskostüm, die aus der Gießkanne trinkt, die nimmt man nicht ernst.
Lukas: Ich habe überhaupt nichts gegen Clownskostüme. Oder gegen die Gießkanne. Aber es muss gut gemacht sein und vom Timing her stimmen. Ich finde, das macht es sich zu einfach. Da fehlt mir die Idee und das ist mir zu wenig durchdacht. Vielleicht steckt da ein tieferer Sinn dahinter und ich sehe ihn nur nicht. Das ist aber die Art von Kinderunterhaltung, die zu Recht von Zeitungen angeprangert wird, wenn sie über uns schreiben.
„Man muss es bei Kinderunterhaltung schaffen, ironiefrei zu sein“
Es gibt durchaus auch künstlerisch wertvolle Sachen für Kinder unter vier. Ich habe zum Beispiel schon supergutes Puppentheater gesehen, wo auch für den erwachsenen Zuschauer noch eine künstlerische Dimension drin ist. Mit einem dritten und vierten Boden. Auch, wenn man auf Ironie verzichten muss. Das ist ja immer das schwierigste bei Kinderunterhaltung: Das man es schaffen muss, ironiefrei zu sein.
Matthias: Muss man das? Mir wurde auch mal gesagt: Vor dem 14. Lebensjahr verstehen Kinder keine Ironie. Ich finde, das kann ganz unterschiedlich sein.
Danny: Das habt ihr ja auch schon ein paarmal gebrochen. Und auf den Konzerten erleben wir es ja auch, dass die Eltern ihr Kind ganz anders wahrnehmen. Nach dem Motto: So habe ich mein Kind ja noch nie gesehen!
„Manchmal müssen wir uns auch zügeln“
Lukas: Wenn wir zum Beispiel sagen, Pauli schläft immer in der Besucherritze zwischen Flo und mir im Bett, dann verstehen die natürlich, dass das nicht echt ist. Das ist ironisch. Das kapieren die. Und das Level kann man über „oft spielen“ und „sich sehen“ immer weiter steigern. Wir haben inzwischen auf der Bühne einen Tonfall, den ich am Anfang nicht für möglich gehalten hätte. Und der funktioniert. Manchmal müssen wir uns auch zügeln.
Matthias: Weil so viele Erwachsene da sind?
Lukas: Nein. Da achten wir sehr darauf und korrigieren uns gegenseitig, wenn wir zu sehr das Erwachsenenpublikum bedienen.
Matthias: Es gibt ja schon zwei Ebenen im Konzert. Sowas wie: „Jetzt hebt mal die Arme hoch. Das ist wie beim Pur-Konzert nur mit guter Musik …“
„Verstehen Kinder alles, was wir sagen?“
Lukas: … oder wenn ich sage: „Lieber ZDF-Fernsehgarten!“ Das ist ein Erwachsenengag. Ich weiß nicht, ob es den Kindern schadet, wenn man die einbaut. Was ich mich manchmal tatsächlich frage, ist: Verstehen Kinder alles, was wir sagen?
Matthias: Na, das würde ich mal bezweifeln.
Lukas: Aber die andere Seite ist: Müssen sie alles verstehen, wenn sie ein gutes Erlebnis hatten? Wenn ich auf ein englischsprachiges Rockkonzert gehe, verstehe ich auch nicht alles. Und es gibt ja auch das Phänomen, wie zum Beispiel bei den Simpsons. Das guckt man als Kind mit und die Eltern sind sich nicht ganz sicher, ob das nicht eigentlich bedenklich ist. Als Kind bekommst du die Story mit. Aber fünf Jahre später merkst du erst: Ach, das war eine Anspielung auf Bill Clinton oder so. Das finde ich eine gute Sache, wenn man Dinge zweimal hören kann im Leben. Zu unterschiedlichen Zeitpunkten.
Matthias: Ich glaube nicht, dass das so oft vorkommt, dass Kinder, wenn sie älter sind …
Lukas: … nochmal „Deine Freunde“ hören? Ich glaube, dass sie es vielleicht ironisch nachts mit Anfang zwanzig auf irgendwelchen Partys anmachen werden.
Matthias: Ich glaube, das passiert schon eher. Zwischen etwa 10 und 14 Jahren sind Kinderlieder ein absolutes „No-Go“.
Lukas: Ja, dann sind wir auch raus.
„Das ist unser aller Hoffnung, diese Kindheitsschätze zu schaffen“
Matthias: Aber ich mache die Erfahrung, dass sie dann wiederkommen. Wenn die ersten selber Gitarre lernen …
Danny: Wenn die älteren Geschwister mitkommen, die so 17, 18 sind, die haben auch wieder Spaß.
Lukas: Die finden das hauptsächlich cool, dass wir ein bisschen berühmt sind. Und es gibt Mädchen, die so 25 sind, vielleicht gerade in der Berufsausbildung zur Erzieherin stecken, die feiern die Musik auch wirklich privat. Meine Hoffnung ist, dass es ein zwei Songs aus unseren drei (bald vier) Alben gibt, die hängen bleiben und die Erwachsenen in zehn Jahren an ihre Kindheit erinnern. Das ist die Hoffnung, die ich habe.
Matthias: Das ist ja unser aller Hoffnung, diese Kindheitsschätze zu schaffen.
„Es ist eigentlich ein guter Markt, weil immer Leute nachkommen“
Lukas: Nostalgie! Wie alt muss man werden, um nostalgiefähig zu sein? Mindestens 16 … oder?
Matthias: Genau.
Lukas: Und dann muss man auch ein 16-Jähriger sein, der gemerkt hat: Oh, die letzten zwei Jahre waren ziemlich anstrengend für alle. Wir sind ja jetzt schon so lange dabei, dass wir auch die „Aussteiger“ schon erlebt haben. Aber eigentlich ist es ja ein guter Markt, weil immer Leute nachkommen.
Matthias: Interessant wird es dann, wenn die ersten Kinder, die früher in den Konzerten waren, ihre Kinder heute in die Konzerte schleppen. An diesem Punkt bin ich gerade.
Lukas: Wer weiß, wie alt wir dann sind … Ich weiß nicht, ob wir das dann noch machen.
Deine Freunde – ich liebe Euch!!! Großes Kino! <3 (y)
Habe euch auf dem Kitakongress erleben dürfen. Hut ab, klasse Performance